Pressemeldungen
Üben für den Ernstfall:
Unfallchirurgen trainieren den Einsatz bei Terroranschlägen
Berlin – Terroranschläge stellen Sanitäter, Ärzte und Pflegekräfte vor die Herausforderung, eine große Zahl Schwerverletzter in kürzester Zeit zu behandeln und dabei möglichst viele Leben zu retten. Deutsche Krankenhäuser müssen ihre Einsatzpläne und Vorhaltungen für diese Terrorszenarien anpassen und dabei von der Politik unterstützt werden, so fordern Experten. Ein Kurs der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), der im Mai dieses Jahres gestartet ist, soll Ärzten und damit den Kliniken helfen, sich auf die Notversorgung von Patienten im Falle eines terroristischen Anschlags vorzubereiten. Weitere logistische und personelle Vorbereitungen für einen Terrorfall wurden kürzlich auf der 2. Notfallkonferenz der DGU gemeinsam mit der Bundeswehr thematisiert und diskutiert. Über erste Erfahrungen mit dem Kursprogramm und Konsequenzen für die Krankenhauseinsatzpläne berichten Experten bei einer Pressekonferenz im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2017.
Anders als etwa bei einer Massenkarambolage auf der Autobahn, sind bei Attentaten oft viele Menschen, manchmal an mehreren Anschlagsorten, lebensgefährlich verletzt. Die Gefahrensituation am Ort des Anschlages ist zudem nur schwer kalkulierbar und nicht sicher, sodass sich auch Notärzte, Sanitäter und andere Helfer in Gefahr begeben könnten und für diese Situationen geschult werden müssen. Daher entscheidet die Polizei bei einer Terrorlage und nicht der Rettungsdienst oder die Feuerwehr, wie sonst üblich. Hinzu kommt der Zeitdruck: „Opfer, die durch Bomben oder Schusswaffen verletzt wurden, verbluten oftmals innerhalb kürzester Zeit“, sagt Professor Dr. med. Ingo Marzi, Kongresspräsident des DKOU 2017. In Deutschland kämen solche Verletzungen im klinischen Alltag glücklicherweise selten vor, sodass die praktische Erfahrung dafür gering ist. „Personal an unfallchirurgischen Kliniken sollte das Verhalten im Falle eines Terroranschlags deshalb trainieren und einen Krisenplan entwickeln, der sowohl am Anschlagsort als auch im Krankenhaus für optimale Abläufe und die richtigen medizinischen Entscheidungen sorgt“, betont Marzi. Genau diese Aspekte wurden am 27. September 2017 während der 2. Notfallkonferenz der DGU in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr, Polizei und Sicherheitsdiensten ausführlich diskutiert. Dabei wurden auch die Erfahrungen aus Anschlagsregionen im Ausland und Anpassungen von prä- und innerklinischen Abläufen thematisiert.
Um Unfallchirurgen an deutschen Krankenhäusern auf die anspruchsvollen Maßnahmen bei der Versorgung von Terrorverletzten vorzubereiten, hat die DGU im Mai dieses Jahres den Kurs „Terror and Disaster Surgical Care“ (TDSC®) auf den Weg gebracht. Kern des Kurses sind Strategieübungen und Simulationsspiele, in denen Unfallchirurgen lernen, eine Vielzahl von akut lebensbedrohlich verletzten Patienten ihren Verletzungen entsprechend zu kategorisieren und anschließend zu priorisieren, wer wann welche Operation und oder Versorgung bekommt. „Hier gilt die wesentliche Maxime ‚life before limb‘, also dass lebensgefährliche Verletzungen Vorrang vor anderen schweren Verletzungen, wie etwa Extremitätenverletzungen haben“, betont Professor Dr. med. Benedikt Friemert, Leiter der Arbeitsgemeinschaft Einsatz-, Katastrophen- und Taktische Chirurgie (AG EKTC) der DGU. „Unfallchirurgen müssen im Katastrophenfall andere Prioritäten setzen als in der Regelversorgung. Der Kurs übt das Umdenken in der Terrorlage. Auch wenn wir hoffen, dass es nicht nötig sein wird, wollen wir vorbereitet sein, um im Ernstfall möglichst viele Patienten bestmöglich zu behandeln“, betont der Ulmer Experte. Auch organisatorische Inhalte, wie etwa ein Krisenplan im Terrorfall, stehen auf dem Programm.
Der Kurs wurde von der Arbeitsgemeinschaft Einsatz-, Katastrophen- und Taktische Chirurgie der DGU in enger Zusammenarbeit mit der AUC – Akademie der Unfallchirurgie und dem Sanitätsdienst der Bundeswehr entwickelt. An dem Kurs und der 2. Notfallkonferenz der DGU zur Vorbereitung auf mögliche Terroranschläge haben bisher über 200 Ärzte teilgenommen. Über die ersten Erfahrungen berichten Unfallchirurgen auf dem DKOU 2017.
******Abdruck erwünscht – Beleg erbeten******
Terminhinweis:
Kongress-Pressekonferenz zum DKOU 2017
Termin: Mittwoch, 25. Oktober 2017, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Messe Berlin, Eingang Süd, Halle 6.3, Raum 411
Motto: Nach einem Unfall: Für jeden die richtige Behandlung
Eines der Themen: Üben für den Ernstfall: Unfallchirurgie in Zeiten des Terrors, Professor Dr. med. Benedikt Friemert
Ihr Kontakt für Rückfragen:
Anne Katrin Döbler, Lisa Ströhlein
Pressestelle DKOU 2017
Pf 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-459, Fax: 0711 8931-167
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Rückenbeschwerden – Gelenkverschleiß und Schmerzen am Bewegungsapparat: Orthopäden und Unfallchirurgen legen Weißbuch zur nichtoperativen Behandlung vor
Berlin – Die nicht-chirurgische Behandlung in Orthopädie und Unfallchirurgie muss in allen Bereichen gestärkt werden: So lautet das Hauptfazit des Weißbuchs Konservative Orthopädie und Unfallchirurgie, das auf der heutigen Pressekonferenz im Vorfeld des DKOU 2017 vorgestellt wurde. Die Veröffentlichung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie und des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie zeigt nun erstmals anhand einer Vielzahl von Daten und Fakten, was die konservativen Methoden in Deutschland leisten können und wie es um sie bestellt ist. In zehn Forderungen erklären die Autoren, wie die konservative Therapie gestärkt werden kann, damit gute Behandlungskonzepte flächendeckend für alle Patienten zur Verfügung stehen.
Drei von vier Bundesbürgern litten im Jahr 2016 an Schmerzen in Muskeln, Knochen oder Gelenken, wie eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung im Jahr 2016 ergab. Eine Operation ist bei ihnen meist nicht angezeigt – sie können oft durch konservativen Methoden wie manuelle Medizin, Schmerztherapie, Orthopädietechnik oder Physiotherapie gut behandelt werden. Das neue Weißbuch Konservative Orthopädie und Unfallchirurgie thematisiert unter anderem gängige diagnostische Verfahren für zahlreiche Erkrankungen und Verletzungen, das umfangreiche Spektrum an therapeutischen Optionen, die Vernetzung und Kooperation mit anderen Berufsgruppen, aber auch Fragen der Prävention, Qualitätssicherung, Aus- und Weiterbildung sowie Forschung.
„Durch nicht-operative Behandlungsmethoden können wir in vielen Fällen erfolgreich und risikoarm Schmerzen lindern, Beweglichkeit und Lebensqualität verbessern oder das Fortschreiten von Erkrankungen bremsen“, sagt Dr. med Matthias Psczolla, einer der Autoren des Weißbuchs. Doch mit Blick auf die Alterung der Gesellschaft befürchten die Experten Versorgungsengpässe, falls die konservative Therapie nicht aufgewertet wird. „Die sichere und erfolgreiche Anwendung konservativer Behandlungsmethoden erfordert eine gute Weiterbildung aller Orthopäden und Unfallchirurgen, eine intensive Zusammenarbeit mit Patienten und mit nicht-ärztlichen Fachberufen wie Physiotherapeuten und Orthopädietechnikern. Dem muss in Weiterbildung und Vergütung auch entsprechend Rechnung getragen werden“, so Psczolla weiter. Weiterbildungskliniken mit konservativen Schwerpunkten und Weiterbildungsverbünde zwischen Kliniken und Praxen seien ein erster wichtiger Schritt.
Auch die Grundlagen- und Versorgungsforschung in diesem Bereich müsse gestärkt werden, fordern die Autoren. „Viele konservative Methoden, wie etwa die manuelle Medizin, beruhen bisher auf Erfahrungswerten“, sagt Psczolla. „Wir müssen in klinischen Studien untersuchen, welche Patienten von diesen Therapien am meisten profitieren und so eine evidenzbasierte Grundlage dafür schaffen.“ Diese und andere Optionen haben die Autoren des Weißbuchs in „Zehn Forderungen zur Zukunft der konservativen Orthopädie und Unfallchirurgie“ zusammengefasst.
Das Weißbuch Konservative Orthopädie und Unfallchirurgie ist kostenlos zum Download verfügbar unter https://www.degruyter.com/view/product/485172?format=EPUB.
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Terminhinweis:
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2017
Termin: 24. bis 27. Oktober
Pressekonferenzen täglich von 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Messe Berlin, Eingang Süd, Halle 6.3, Raum 411
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Endoprothesen nach Maß:
Schablonen aus dem 3D-Drucker sorgen für genauere Passform von Kunstgelenken
Berlin – Jedes Jahr erhalten rund 370.000 Deutsche ein neues Knie- oder Hüftgelenk. Dank einer minimalinvasiven Technik erholen sich die Patienten nach der Operation deutlich schneller als noch vor einigen Jahren. Plastikschablonen aus dem 3D-Drucker helfen dabei, das Gelenk korrekt zu positionieren, was die Funktion und Passgenauigkeit der Endoprothese deutlich verbessert. Obwohl die Kunstgelenke keine altersbedingten Erkrankungen heilen können, verhelfen sie Menschen mit Gelenkschmerzen zu mehr Mobilität und Lebensqualität. Was die moderne Endoprothetik ermöglicht, erklären Experten auf einer Pressekonferenz im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2017.
Endoprothesen müssen an Körperaufbau und -funktion angepasst werden: Bei jeder Bewegung bleiben der Oberschenkelknochen und der Schienbeinkopf in Kontakt. Die Gelenkkapsel, Sehnen und Bänder stabilisieren das Kniegelenk. „Je genauer das Kunstgelenk an diese komplexe Anatomie angepasst ist, desto besser funktioniert das Zusammenspiel mit Knochen und Muskeln und desto länger hält das Implantat“, erklärt Professor Dr. med. Alexander Beck, Kongresspräsident des DKOU 2017. Immer mehr Kliniken fertigen deswegen individuelle Schnittschablonen für ihre Patienten an, mit denen sie das Kunstgelenk genau positionieren können. Bisher mussten Chirurgen dafür in den Markraum des Oberschenkelknochens schneiden, um das Implantat anzupassen. Ein solcher Eingriff verlängert den Heilungsprozess zusätzlich.
Für die Plastikschablonen erstellen Orthopäden und Unfallchirurgen mithilfe einer Computer- oder Magnetresonanztomographie eine dreidimensionale Abbildung des betroffenen Beins und berechnen Ausrichtung, Position und Größe des Kniegelenks. Anhand dieser Abbildung können Spezialisten im 3D-Drucker einen Schnittblock aus Kunststoff anfertigen. Dieser wird während der Operation auf die Gelenkoberfläche gesetzt und zeigt dem Operateur die Lage der anatomischen Strukturen an, die für die Positionierung des Implantats wichtig sind. Da die Schablone genau auf die Gelenkstruktur abgestimmt ist, müssen die Chirurgen weniger natürliches Gewebe wegschneiden als bei standardisierten Endoprothesen. Während des Eingriffs kann der Chirurg bei jedem Schritt die Position des Gelenks kontrollieren.
Dank moderner Implantate können sich viele Patienten mit Verschleißerkrankungen der Gelenke wieder schmerzfrei bewegen und einen aktiven Lebensstil pflegen. Allerdings warnt Beck auch vor überzogenen Erwartungen. „Die Implantation eines Kunstgelenks führt nicht dazu, dass sich ein Siebzigjähriger wieder wie ein Zwanzigjähriger bewegt. Wir müssen die Patienten ehrlich darüber aufklären, was mit dem Gelenkersatz möglich ist. Das ist sehr viel, aber auch nicht alles.“ Neue Techniken in der Endoprothetik sind auch Thema auf dem DKOU, der vom 24. bis 27. Oktober 2017 in Berlin stattfindet.
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Terminhinweise:
Kongress-Pressekonferenz zum DKOU 2017
Termin: Donnerstag, 26. Oktober 2017, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Messe Berlin, Eingang Süd, Halle 6.3, Raum 411
Motto: Was Arzt und Patient für ein bewegtes Leben tun können
Eines der Themen: Fast wie normal? Was leistet die moderne Endoprothetik? Professor Dr. med. Alexander Beck
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OP-Zahlen entsprechen Altersentwicklung der Gesellschaft: wann Eingriffe in Hüfte, Knie und Wirbelsäule sinnvoll sind
Berlin – Jedes Jahr werden Millionen Deutsche wegen einer orthopädischen Erkrankung operiert. Manchmal wird kritisiert, es werde zu schnell zum Skalpell gegriffen. Das Gegenteil ist der Fall: In der Regel wird erst operiert, wenn alle Alternativen ausgeschöpft sind. Auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2017 erklären Experten, wann Operationen sinnvoll oder sogar dringend notwendig sind und wie aktuelle OP-Zahlen zu bewerten sind.
OECD-Studie: Falsch gerechnet?
Laut OECD-Studie aus dem Jahr 2013 (1) ist Deutschland mit 15 Millionen Wirbelsäulenoperationen pro Jahr Spitzenreiter auf diesem Gebiet. Seitdem stehen orthopädische Eingriffe immer wieder in der Kritik. „Die Autoren haben aber nicht die tatsächlichen Operationen gezählt, sondern die Anzahl der Prozeduren-Schlüssel (OPS-Codes), die im deutschen Gesundheitssystem die Grundlage für die Leistungsabrechnung bilden,“ kritisiert Professor Dr. med. Christian Knop, Präsident der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG). Mit diesen Codes würden aber auch die Einzelschritte einer Operation abgebildet. „Das ist, als würde man im Fußball nicht die geschossenen Tore zählen, sondern die Anzahl der Ballkontakte, die zum Tor geführt haben.“ Zudem berücksichtigt die Publikation nicht den Altersdurchschnitt in den jeweiligen Ländern: In Deutschland leben vergleichsweise mehr ältere Menschen. Dies führt zwangsläufig zu mehr Operationen, da viele orthopädische Erkrankungen verschleißbedingt sind. Berücksichtigt man das nationale Durchschnittsalter, liegt Deutschland mit der Anzahl der Operationen nur im Mittelfeld (2).
Gegen Schmerzen: Kunstgelenk versus Schmerzmittel
Auch bei den Kunstgelenken ist die Zahl der Eingriffe in den letzten zwölf Jahren etwa konstant geblieben. „Wenn Medikamente, Bewegung und Physiotherapie nicht mehr helfen, ist eine Endoprothese für Senioren oft die letzte Möglichkeit, ihren Lebensabend schmerzfrei und beweglich zu genießen“, sagt Professor Dr. med. Andrea Meurer, Kongresspräsidentin des DKOU 2017. In den Vereinigten Staaten wird zwar weniger operiert, dafür aber mehr Schmerzmittel verschrieben. Dadurch sind viele Patienten von Opiaten abhängig. „In den USA sterben mehr Menschen an einer unbeabsichtigten Überdosierung von Schmerzmitteln als an Überdosierungen von Kokain und Heroin zusammengenommen“, so Meurer (3). „Aufgrund der Kritik an den Operationszahlen entscheiden sich mittlerweile auch hierzulande manche Patienten gegen eine Operation, sogar dann, wenn diese aus medizinischer Sicht notwendig wäre“, ergänzt Knop und warnt vor falschen Schlüssen.
Wann operieren?
Bei Traumata, Tumoren, Infektionen oder krankhaften Verformungen der Wirbelsäule ist eine Operation häufig notwendig und kann lebensverlängernd sein. Wenn deutliche Lähmungen und Taubheitsgefühl auftreten oder Blase und Darm den Dienst versagen, sollte das Skalpell zum Einsatz kommen. Starke Schmerzen, die den Betroffenen im Alltag einschränken, können ebenfalls Anlass für eine Operation sein – vorausgesetzt, dass die nicht-chirurgischen Maßnahmen ausgeschöpft sind und der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten den Eingriff zulässt. „Hat der Patient Zweifel, ob eine OP das richtige für ihn ist, sollte er sich bei einem anderen Orthopäden oder Unfallchirurgen eine zweite Meinung holen“, sagt Meurer.
Quellen:
MANAGING HOSPITAL VOLUMES – GERMANY AND EXPERIENCES FROM OECD COUNTRIES von Ankit Kumar und Michael Schoenstein
OECD Health Working Paper No. 61 International Variations in a Selected Number of Surgical Procedures von McPherson, K., G. Gon und M. Scott
Stüwe, Deutsches Ärzteblatt, Jg. 112, Heft 10, 6. März 2015
Weber A. und Schiltenwolf M., 2015. Morphine werden immer sorgloser verschrieben. Deutsches Ärzteblatt, 112, A87
******Abdruck erwünscht – Beleg erbeten******
Terminhinweise:
Kongress-Pressekonferenz zum DKOU 2017
Termin: Dienstag, 24. Oktober 2017, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Messe Berlin, Eingang Süd, Halle 6.3, Raum 411
Motto: Was O & U bewegt
Eines der Themen: Wirbelsäule – operieren wir zu viel? Professor Dr. med. Christian Knop
Kongress-Pressekonferenz zum DKOU 2017
Termin: Donnerstag, 26. Oktober 2017, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Messe Berlin, Eingang Süd, Halle 6.3, Raum 411
Motto: Was Arzt und Patient für ein bewegtes Leben tun können
Eines der Themen: Fast wie normal? Was leistet die moderne Endoprothetik? Professor Dr. med. Alexander Beck
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Pressestelle DKOU 2017
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Die Fitness-App als Physiotherapeut?
Orthopäden und Unfallchirurgen geben Tipps zum Umgang mit Apps
Berlin – Über 400.000 Apps aus den Bereichen Medizin und Gesundheit stehen weltweit in den App-Stores (1) zum Download bereit. Obwohl sich die Anwendungen großer Beliebtheit erfreuen, ist ihr Nutzen aus medizinischer Sicht bisher kaum belegt. Orthopäden und Unfallchirurgen sehen in den Smartphone-Apps ein vielversprechendes Angebot, sowohl als ergänzende Behandlung für Patienten als auch zur Prävention orthopädischer Erkrankungen. Bisher gibt es jedoch keine staatliche Institution, die solche Apps prüft und bewertet. Die Beteiligung von Experten aus Orthopädie und Unfallchirurgie sei daher bei der Entwicklung von Gesundheits- und Fitness-Apps unerlässlich, erklären Experten auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2017 in Berlin und geben Tipps, worauf Nutzer bei der Auswahl von Apps bereits heute achten sollten.
Nur ein Bruchteil der verfügbaren Angebote sind orthopädische Apps: Sie leiten Nutzer bei Gymnastikübungen zur Behandlung von bestimmten Beschwerden an wie etwa Rückenschmerzen, klären über Erkrankungen auf, motivieren Patienten und dokumentieren deren Genesungsfortschritt. Der Erfolg solcher Apps ist aus wissenschaftlicher Sicht allerdings noch zweifelhaft: Einer aktuellen Metaanalyse zufolge bringen App-basierte Therapien keine Vorteile gegenüber der konventionellen Bewegungs- und Physiotherapie und können die Behandlung deshalb nur ergänzen (2). „Die Risiken können hingegen vielfältig sein: Werden diese App-basierten Anwendungen ohne fachmännische Begleitung durch einen Physiotherapeuten ausgeführt, können sich Beschwerden noch weiter verstärken“, sagt Professor Dr. med. Alexander Beck, Kongresspräsident des DKOU 2017. „Derzeit können Orthopäden und Unfallchirurgen daher keine Empfehlung für orthopädische Apps aussprechen“.
Deutlich populärer sind Fitness-Apps – Schrittzähler, Kalorientracker, Workout Coaches –, die gesunde Anwender bei der Gewichtskontrolle oder beim Muskelaufbau unterstützen: Die Top-50 Apps in den Stores von Google und Apple bringen es auf weit über 600 Millionen Downloads – 60mal mehr als Apps in der Kategorie „Medizin“ (1). „Apps können Patienten unterstützen, die vom Arzt bereits Informationen zu passenden Übungen für ihre jeweiligen Beschwerden erhalten haben oder die bei einem allgemein guten Gesundheitszustand ihre Fitness verbessern wollen“, sagt Beck. „Den Arzt oder Physiotherapeuten können sie jedoch nicht ersetzen“.
Medizinische Apps die zur Diagnostik und Therapie eingesetzt werden sollen, müssen sich durch das CE-Zeichen bestätigen lassen, dass sie ausreichend sicher und technisch leistungsfähig sind. Dagegen variiert die Qualität der unzähligen Angebote im Fitnessbereich stark. Bisher gibt es keine staatliche Prüfstelle, die Fitness-Apps auf Qualität und Sicherheit prüft (3). „Bei den bestehenden Prüfstätten bleibt unklar, nach welchen Kriterien sie die Apps bewerten und ob die Bewertung valide ist“, sagt Privatdozent Dr. med. Urs-Vito Albrecht von der Medizinischen Hochschule Hannover. Viele App-Produzenten sind zudem gar nicht im Gesundheitsbereich angesiedelt, sodass die meisten Produkte entweder technisch oder inhaltlich hinter den Erwartungen der Nutzer zurückbleiben. Orientierungshilfen für Hersteller zur qualitätsgesicherten Entwicklung genauso wie Checklisten für Nutzer sensibilisieren und schaffen hier Abhilfe (3). Dennoch sieht der Experte in den Smartphone-Anwendungen großes Potenzial. „Apps können Ärzten und Patienten helfen, Erkrankungen vorzubeugen, Behandlungen individueller zu gestalten und so die Therapietreue zu verbessern.“ Im Idealfall führt das nicht nur zur besseren Fitness, sondern auch zur finanziellen Entlastung des Gesundheitssystems. „Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Qualität der Anwendungen sich bessert und die Entwicklung von medizinischen Experten begleitet wird“, ergänzt Albrecht. Fitness-Apps sind auch Thema auf einer Pressekonferenz im Rahmen des DKOU 2017 am 26. Oktober in Berlin.
Was macht eine seriöse App aus?
- Alle Inhalte der App sind fachlich geprüft und mit Quellen belegt. Der Hersteller nennt die medizinischen Experten, die für die Richtigkeit der Inhalte stehen.
- Die Informationen in medizinischen Apps entsprechen den aktuellen Leitlinien der zuständigen Fachgesellschaften.
- Der Anbieter fragt nur Daten ab, die für die Funktion der App notwendig sind, und macht transparent, wofür diese verwendet werden.
- Der Anbieter legt offen, wie sich die App finanziert und wer die Sponsoren sind. Gesundheitsbezogene Informationen sind werbefrei.
- Die Inhalte sind leicht verständlich. Übungen werden mithilfe von Bildern oder Videos erklärt.
- Der Anbieter gibt sich zu erkennen und bietet einen Kontakt für Rückfragen.
- Die App wird erkennbar regelmäßig aktualisiert und auf neue technische wie inhaltliche Erfordernisse angepasst (zum Beispiel Veröffentlichung neuer Betriebssystemversionen und Geräte, neue medizinische Erkenntnisse).
Quellen:
(1) Lucht M, Bredenkamp R, Boeker M, Kramer U. Gesundheits- und Versorgungs-Apps: Hinter gründe zu deren Entwicklung und Einsatz
https://www.tk.de/centaurus/servlet/contentblob/724464/Datei/75755/Studie-Gesundheits-und-Versorgungs-Apps.pdf
(2) Dario AB, Moreti Cabral A, Almeida L, Ferreira ML, Refshauge K, Simic M, Pappas E, Ferreira PH. Effectiveness of telehealth-based interventions in the management of non-specific low back pain: a systematic review with meta-analysis. Spine J 2017 Apr 13; PMID:28412562
(3) Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps (CHARISMHA); engl. Chances and Risks of Mobile Health Apps (CHARISMHA), Albrecht U-V (Hrsg.), Medizinische Hochschule Hannover, 2016. urn:nbn:de:gbv:084-16040811153. http://www.digibib.tu-bs.de/?docid= 00060000
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Terminhinweis:
Kongress-Pressekonferenz zum DKOU 2017
Termin: Donnerstag, 26. Oktober 2017, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Messe Berlin, Eingang Süd, Halle 6.3, Raum 411
Motto: Was O & U bewegt
Themen u. a.: Hype mit Fragezeichen: Welchen Anforderungen müssen gute Fitness-Apps genügen?
PD Dr. med. Urs-Vito Albrecht
Pressekontakt/Akkreditierung:
Pressestelle DKOU 2017
Anne-Katrin Döbler, Lisa Ströhlein
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Gezerrt, geprellt, gerissen:
Muskelverletzungen beim Sport vermeiden
Berlin – Neun von zehn Muskelverletzungen entstehen im Sport. Dabei ist nicht immer direkte Gewalteinwirkung der Grund: Viel häufiger führt zu starke oder einseitige Belastung beim Training zu Zerrungen, Verhärtungen und Co. Experten warnen vor allem Freizeitsportler davor, beginnende Schmerzen in der Muskulatur auf die leichte Schulter zu nehmen und so eine ernsthafte, langwierige Verletzung zu riskieren. Auf einer Pressekonferenz im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2017 erklären Experten, wie Hobby- und Profi-Sportler Muskelverletzungen vermeiden und Betroffene schneller wieder mobil werden.
Ein Schlag auf den Oberschenkel, ein Tritt in die Wade: Im Fußball betrifft jede dritte Verletzung den Muskel. Die Fußballer werden nur von den Leichtathleten übertroffen, die mit 16 Prozent den größten Teil aller sportbedingten Muskelverletzungen ausmachen. „Viele Sportler machen den Fehler, die Schmerzen in der Muskulatur lange zu ignorieren“, sagt Professor Dr. med. Thomas Vogl, der das Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main leitet. „So kann sich eine kleinere Verletzung – wie etwa eine Zerrung – verschlimmern und den Sportler für Wochen oder gar Monate außer Gefecht setzen.“ Auch wer seine Muskeln regelmäßig überbelastet oder alte Verletzungen nicht richtig auskuriert, riskiert nachhaltige Schäden. Schon ein Muskelkater sollte Anlass sein, die Belastung bei der nächsten Trainingseinheit etwas zu verringern, ergänzt Professor Dr. med. Ingo Marzi, Kongresspräsident des DKOU 2017: „Die Schmerzen sind ein Zeichen, dass der Muskel sich noch erholt: Wer zwischen den Trainingseinheiten nicht ausreichend pausiert, erhöht sein Risiko auf eine Zerrung oder sogar einen Muskelfaserriss.“
So beugen Sportler Muskelverletzungen vor:
- Wer krank oder verletzt ist, sollte nicht trainieren.
- Die Trainingskleidung sollte vor Kälte und Feuchtigkeit schützen, damit die Muskulatur nicht abkühlt.
- Ein Aufwärmprogramm mit 20 Minuten lockerem Joggen hilft den Muskeln, ihre optimale Betriebstemperatur zu erreichen.
- Muskeln wirken immer in Paaren von Spielern und Gegenspielern. Sportarten wie Fußball oder Joggen etwa beanspruchen die Vorderseite des Oberschenkels stärker als die Rückseite. Gezielte Kräftigungsübungen können dieses Ungleichgewicht kompensieren. Wer zusätzlich die Rumpfmuskulatur trainiert, stabilisiert den ganzen Körper und schützt sich so vor Verletzungen.
- Zu hartes Training bringt keine Leistungssteigerung: Der Trainingsplan sollte zum individuellen Leistungsvermögen des Sportlers passen und den Muskeln ausreichend Zeit zur Erholung lassen.
Die steigenden Anforderungen im Spitzensport und die zunehmende Beliebtheit des Breitensports führen dazu, dass auch die Zahl der Muskelverletzungen zunimmt. „Gerade für Profi-Athleten zählt bei der Behandlung und Regeneration jeder Tag“, betont Vogl. „Eine Früherkennung möglicher Schwachstellen zwischen Sehnen- und Muskelgewebe und möglichst genaue Prognosen zum Heilungsprozess werden daher immer wichtiger.“ Dank bildgebender Diagnostik können Orthopäden und Unfallchirurgen Art und Ausmaß einer Verletzung sehr gut einschätzen und sogar eine Prognose zum Heilungsprozess geben, so der Experte. „Im MRT können wir sogar nachweisen, an welchen Stellen ein Muskel bereits geschädigt oder überlastet ist, bevor der Patient überhaupt Schmerzen hat.“ Wie die Bildgebung dabei helfen kann, schwere Muskelverletzungen zu vermeiden und was Sportler selbst tun können, erklären Experten auf einer Pressekonferenz im Rahmen des DKOU 2017.
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Quelle:
Redemanuskript von Professor Dr. med. Thomas J. Vogl, Frankfurt am Main
Terminhinweis:
Kongress-Pressekonferenz zum DKOU 2017
Termin: Mittwoch, 25. Oktober 2017, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Messe Berlin, Eingang Süd, Halle 6.3, Raum 411
Motto: Was O & U bewegt
Themen u. a.:
Muskelverletzungen – Frühdiagnostik, Prävention und Therapiekontrolle, Professor Dr. med. Thomas J. Vogl
Interdisziplinäre Versorgung im Leistungsfußball, Professor Dr. med. Tim Meyer (DFB)
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Pressestelle DKOU 2017
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Viel bewegen, wenig belasten:
Wie Patienten mit Knie-Arthrose sinnvoll Sport treiben
Berlin, September 2017 – Fast jeder dritte 45- bis 67-Jährige in Deutschland ist an Arthrose erkrankt. Bei den über 65-Jährigen trifft der Gelenkverschleiß bereits jeden Zweiten. Viele Betroffene schonen sich, weil sie Schmerzen haben oder verunsichert sind, welche Belastung sie ihren Gelenken zumuten können. Der richtige Sport im richtigen Maß kann helfen, das Fortschreiten einer Arthrose zu bremsen. Nach einer Operation verbessert Bewegung das Zusammenspiel zwischen Kunstgelenk, Muskeln und Knochen. Welche Sportarten bei orthopädischen Erkrankungen sinnvoll sind, erklären Experten auf einer Pressekonferenz im Vorfeld des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2017.
„Bei Gelenkproblemen gilt der sportliche Grundsatz: viel bewegen, wenig belasten“, erklärt Professor Dr. med. Andrea Meurer, Kongresspräsidentin des DKOU 2017. „Ideal sind zyklische Bewegungen, die das Gelenk ohne Krafteinsatz gleichmäßig durchbewegen.“ Eine Kombination aus Ausdauereinheiten, Dehn- und Kräftigungsübungen ist am wirkungsvollsten, um den ganzen Körper zu stärken und Verletzungen vorzubeugen. Die Expertin empfiehlt, täglich 30 bis 40 Minuten, mindestens jedoch zweimal pro Woche zu trainieren. Sportarten wie Squash, Hand-, Fuß- oder Volleyball, Joggen, Reiten, Ski alpin und Tennis sind aufgrund der abrupten Richtungswechsel und der hohen Stoßbelastung eher schädlich fürs Gelenk. Nur wer sie gut verträgt, darf sie in Maßen ausüben.
„Wichtig ist, dass Patienten auf ihr Körpergefühl achten und bei Schmerzen ihren Arzt zu Rate ziehen“, betont Meurer. „Generell gilt es, die Gelenke langsam an die Bewegung zu gewöhnen und Überbelastung zu vermeiden“, so die Ärztliche Direktorin der Orthopädischen Universitätsklinik Friedrichsheim. Bandagen oder spezielle Einlagen können die Knie zusätzlich schützen. Patienten mit Übergewicht sollten zunächst versuchen, ihr Gewicht zu reduzieren, denn überflüssige Pfunde erhöhen die Belastung für die Knie: Beim Gehen wirkt nämlich doppelt so viel Gewicht auf die Gelenke wie beim Stehen.
Auf keinen Fall sollten Patienten in eine Schonhaltung verfallen, so die Orthopädin. „Wer sich – etwa aus Angst vor Schmerzen – kaum noch bewegt, produziert weniger Gelenkflüssigkeit. Der Knorpel im Kniegelenk wird dann spröde, was zu noch mehr Verschleiß und Schmerzen führt.“ Mangelnde Aktivität erhöht zudem das Risiko für Übergewicht, Stürze oder eine Osteoporose. Wie Menschen mit orthopädischen Erkrankungen optimal in Bewegung bleiben, erklären Experten bei einer Pressekonferenz im Vorfeld des DKOU 2017 in Berlin.
Übersicht: Diese Sportarten sind gut fürs Kniegelenk
- Radfahren
- Nordic Walking
- Skilanglauf
- Schwimmen
- Aqua-Jogging und Wassergymnastik
- Rudern
- Aerobic
- Ausdauertraining auf dem Cross-Trainer
- Krafttraining im Fitnessstudio
Terminhinweise:
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU)
24. bis 27. Oktober 2017, Messegelände Süd, Berlin
Vorab-Pressekonferenz zum Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU)
Termin: Dienstag, 17. Oktober 2017, 11.30 bis 12.30 Uhr
Ort: Raum IV, Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz, Berlin
Eines der Themen:
Marathon mit Kunstgelenk? Optimal bewegen bei orthopädischen Erkrankungen
Professor Dr. med. Andrea Meurer
Kongresspräsidentin des DKOU 2017, stellvertretende Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Ärztliche Direktorin der Orthopädischen Universitätsklinik Friedrichsheim FFM
Kongress-Pressekonferenzen
Termine: täglich 24. bis 27. Oktober 2017, 11 bis 12 Uhr, Pressezentrum, Raum 411, Messe Süd Berlin
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Pressestelle DKOU 2017
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Wächst der Knochen oder liegt eine ernsthafte Erkrankung vor?
Wachstumsschmerzen bei Kindern sind eine Ausschlussdiagnose
Berlin, August 2017 – Bis zu einem Drittel aller Kinder zwischen 2 und 12 Jahren leidet hin und wieder unter Wachstumsschmerzen. Bevor diese Diagnose gestellt werden kann, müssen ernsthafte Erkrankungen ausgeschlossen werden, etwa eine Infektion, ein Knochenbruch, Rheuma oder gar ein Knochentumor. Eltern sollten bei anhaltenden Schmerzen ihrer Kinder daher unbedingt einen Orthopäden und Unfallchirurgen aufsuchen. Auf einer Pressekonferenz im Vorfeld des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) erklären Experten, was man heute über Wachstumsschmerzen weiß.
Klagt ein Vorschul- oder Schulkind vorwiegend nachts über brennende, ziehende oder klopfende Schmerzen in beiden Beinen oder Armen, können wachsende Knochen die Ursache sein. Üblicherweise treten die Beschwerden am Tag nicht auf. „Wachstumsschmerzen sind keine Gelenkschmerzen“, betont Professor Dr. Alexander Beck, Kongresspräsident des DKOU 2017 für den Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU). „Der Schmerz tritt typischerweise in den Waden, Kniekehlen, Schienbeinen oder an den Vorderseiten der Oberschenkel auf.“
Wachstumsschmerzen sind in der Orthopädie ein häufiges Erscheinungsbild, doch bislang nur unzureichend erforscht. Es gibt auch keine diagnostischen Tests, mit denen sich Wachstumsschmerzen zweifelsfrei belegen lassen. „Wichtig ist daher, bei wiederkehrenden Schmerzsymptomen einen Orthopäden oder Unfallchirurgen aufzusuchen, um ernsthafte Erkrankungen des Bewegungs- und Halteapparates auszuschließen“, erklärt Beck, Chefarzt der Abteilung für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Juliusspital in Würzburg. Denn auch rheumatische Erkrankungen, Knochentumore, Knocheninfektionen oder unbemerkte Knochenverletzungen verursachen ähnliche Symptome. Solche schwerwiegenden Erkrankungen können mit bildgebenden Verfahren wie der Magnetresonanztomographie oder Blutuntersuchungen festgestellt werden.
Warum viele Kinder beim Wachsen Schmerzen haben, ist unklar. Eine Vermutung ist, dass die Weichteile langsamer wachsen als die Knochen. So gerät die Knochenhaut bei einem Wachstumsschub unter Spannung und verursacht Schmerzen. Eine andere Theorie besagt, dass der junge Knochen beim Wachstum ermüdet und der Schmerz Ausdruck dieser Ermüdung ist. Auch psychosoziale Faktoren könnten eine Rolle spielen, zum Beispiel, wenn Kinder über den Schmerz Konflikte mit den Eltern verarbeiten.
„Eine Therapie gibt es leider nicht“, bedauert Beck. „Eltern können den Schmerz mit Massagen oder einer Wärmflasche lindern. Manchen Kindern helfen auch Kühlpads. Wenn die Beschwerden sehr stark sind, kann auch ein leichtes Schmerzmittel verabreicht werden – aber nur in enger Absprache mit dem behandelnden Kinderorthopäden.“
Symptome des Wachstumsschmerzes im Überblick:
- Der Schmerz tritt erstmals im Vor- oder Grundschulalter auf.
- Die Beschwerden machen sich abends oder nachts bemerkbar, hauptsächlich in den Waden, Kniekehlen, Schienbeinen oder an den Vorderseiten der Oberschenkel, nicht in den Gelenken.
- Morgens sind die nächtlichen Beschwerden wie weggeblasen und das Kind kann sich uneingeschränkt schmerzfrei bewegen.
- Der Schmerz tritt in beiden Extremitäten gleichzeitig auf.
- Die Schmerzen treten nicht regelmäßig auf.
- Wachstumsschmerzen sind keine Belastungsschmerzen, sondern Ruheschmerzen.
Wachstumsschmerzen sind ein Thema auf der Vorab-Pressekonferenz des DKOU am 17. Oktober 2017 in Berlin. Darüber hinaus erklärt Professor Beck, was Eltern tun können, um Knochenbrüche und Sportverletzungen bei Kindern zu vermeiden.
Terminhinweise:
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU)
24. bis 27. Oktober 2017, Messegelände Süd, Berlin
Vorab-Pressekonferenz zum Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU)
Termin: Dienstag, 17. Oktober 2017, 11.30 bis 12.30 Uhr
Ort: Raum IV, Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz, Berlin
Thema u.a.:
Vom Wachstumsschmerz bis zur Sportverletzung: Die Versorgung von Kindern und Jugendlichen gehört in die Hand des Spezialisten
Professor Dr. med. Alexander Beck
Kongresspräsident des DKOU 2017, Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU), Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie im Krankenhaus Juliusspital Würzburg, Leiter des zertifizierten EndoProthetikZentrums
Kongress-Pressekonferenzen
Termine: täglich 24. bis 27. Oktober 2017, 11 bis 12 Uhr, Pressezentrum, Raum 411, Messe Süd Berlin
Ihr Kontakt für Rückfragen:
Anne Katrin Döbler, Lisa Ströhlein
Pressestelle DKOU 2017
Pf 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-459, Fax: 0711 8931-167
stroehlein@medizinkommunikation.org
Bewegung statt Bettruhe: Was bei akutem Kreuzschmerz wirklich hilft
Berlin, August 2017 – Bis zu 85 Prozent der Menschen in Deutschland leiden mindestens einmal im Leben an Kreuzschmerzen. Sie sind auch der häufigste Grund für einen Besuch beim Orthopäden. Lässt sich für den Schmerz keine organische Ursache finden, ist Bewegung die beste Therapie. Medikamente können gut dabei helfen, die körperliche Aktivität wiederaufzunehmen. Zu diesem Schluss kommen Experten in einer aktuellen Leitlinie zum nicht-spezifischen Kreuzschmerz (1). Außerdem sollen mögliche psychische Ursachen und Probleme im sozialen Umfeld stärker in Betracht gezogen werden. Passive Verfahren wie Massagen beurteilen die Mediziner dagegen kritisch. Welche Behandlungen bei akuten Rückenschmerzen wirklich helfen, erklären Experten in einer Pressekonferenz im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2017.
Die Mehrzahl der Patienten mit Rückenschmerzen leidet unter dem sogenannten nicht-spezifischen Kreuzschmerz: Das heißt, dass die Schmerzen keine organische Ursache wie etwa eine Entzündung an der Wirbelsäule oder einen Wirbelkörperbruch haben. Solche Schäden kann der Arzt nach einem Patientengespräch bei einer gründlichen körperlichen Untersuchung mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen.
Um akute Rückenschmerzen zu lindern, hilft vor allem Bewegung: „Wir raten Patienten deshalb, trotz der vermeintlichen Einschränkung körperlich aktiv zu sein. Wer sein Bewegungsprogramm Schritt für Schritt wieder aufnimmt und sich täglich bewegt, trägt immens zu seiner Genesung bei“, sagt Professor Dr. med. Bernd Kladny, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). Bei 85 Prozent der Patienten gehen die Schmerzen so nach einigen Wochen von selbst deutlich zurück. „Schmerzmittel und Entzündungshemmer können Patienten gut dabei unterstützen, wieder in Bewegung zu kommen“, so der Chefarzt der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie an der Fachklinik Herzogenaurach. Laut Leitlinie sollen diese aber so kurz wie möglich in geringstmöglicher Dosierung eingesetzt werden. Bettruhe dagegen könne die Schmerzen verstärken und sogar dazu führen, dass diese chronisch werden. Deswegen raten die Autoren der Leitlinie auch von passiven Therapien wie Massage oder Taping ab. Wenn Medikamente und die Behandlung der Symptome keine deutliche Linderung bringen, kann der Patient sich zusätzlich für eine Akupunktur entscheiden.
Die neue Versorgungsleitlinie empfiehlt auch, eventuelle psychische Belastungen und Probleme im sozialen Umfeld stärker in den Fokus zu nehmen: Stress, Ängste oder Probleme in Beruf oder Familie können Rückenschmerzen genauso begünstigen wie Fehlhaltung, Bewegungsmangel oder harte Arbeit. „Seelische Belastungen und Rückenprobleme können sich sogar gegenseitig verstärken“, sagt Professor Dr. med. Andrea Meurer, Kongresspräsidentin des DKOU 2017. Ärzte sollen ihre Patienten deswegen danach fragen. „Unser seelisches Befinden beeinflusst zudem, wie stark wir Schmerzen wahrnehmen“, sagt die Expertin aus Friedrichsheim. „Die Psyche spielt auch eine entscheidende Rolle dabei, ob eine Behandlung erfolgreich ist oder nicht.“
Röntgenbilder und Magnetresonanztomographie halten die Leitlinienautoren bei akuten nicht-spezifischen Kreuzschmerzen in den meisten Fällen für überflüssig: „Frühzeitige Bildgebung kann Abweichungen am Rücken anzeigen, die aber gar nicht Ursache der Schmerzen sein müssen“, erklärt Kladny. „Das kann den Patienten verunsichern und zu unnötigen Behandlungen führen.“ Halten die Kreuzschmerzen länger als vier bis sechs Wochen an, dann muss der Einsatz der Bildgebung sorgfältig geprüft werden. Weiterhin rät die Leitlinie zu einem multimodalen Behandlungsprogramm bestehend aus Schmerztherapie, Bewegung, Gymnastik, Entspannungstraining und psychotherapeutischer Therapie. „In den allermeisten Fällen sind Rückenschmerzen ungefährlich“, betont Kladny. „Wenn keine ernsten Erkrankungen vorliegen, gilt es, den Patienten darüber aufzuklären, wie er seinen Rücken langfristig stärken kann“, empfiehlt Kladny. Deswegen enthält die neue Leitlinie auch eine Version für Patienten.
******Abdruck erwünscht – Beleg erbeten******
Quelle: Nationale Versorgungs-Leitlinie (NVL) Nicht-spezifischer Kreuzschmerz, 2. Auflage
http://www.leitlinien.de/nvl/kreuzschmerz/
Terminhinweis:
Kongress-Pressekonferenz zum DKOU 2017
Termin: Dienstag, 24. Oktober 2017, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Messe Berlin, Eingang Süd, Halle 6.3, Raum 411
Motto: Was O & U bewegt
Eines der Themen: Kreuzschmerz: Heilen ohne Messer – was hilft und was hilft nicht? Professor Dr. med. Bernd Kladny
Ihr Kontakt für Rückfragen:
Anne Katrin Döbler, Lisa Ströhlein
Pressestelle DKOU 2017
Pf 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-459, Fax: 0711 8931-167
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Tag der Rückengesundheit
Langes Sitzen und Smartphone schaden dem Kinderrücken: Kreuzschmerzen bei Kindern immer häufiger
Berlin – Mit der Zahl an Schuljahren steigt das Risiko, dass Kinder von Schmerzen im unteren Rückenbereich betroffen sind. Zu diesem Schluss kommt eine amerikanische Metaanalyse. Neben Verletzungen im Rückenbereich und falscher Belastung sind vor allem Bewegungsmangel und eine schwache Rückenmuskulatur Ursachen für die Schmerzen. Bei anhaltenden Schmerzen sollte immer ein Arzt die Ursachen abklären, um eine gefährliche Erkrankung sicher auszuschließen. Das raten die Orthopäden und Unfallchirurgen, die im Herbst den Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2017 in Berlin veranstalten werden, anlässlich des Tags der Rückengesundheit am 15. März 2017.
Die amerikanischen Experten ermittelten, dass bereits mit sieben Jahren ein Prozent der Kinder Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich hat, mit zehn Jahren sind es schon sechs Prozent, bei den 14-bis 18-Jährigen leidet fast jeder Fünfte darunter. Die meisten Fälle seien in der Regel harmlose Funktionsstörungen und gut zu behandeln, sagt Professor Dr. med. Bernd Kladny, stellvertretender Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). „Trotzdem ist es wichtig, jedes einzelne Kind körperlich zu untersuchen, um eine ernsthafte Erkrankung oder Fehlbildung auszuschließen.“
Verletzungen, Wachstumsstörungen oder auch Stress können Grund für die Schmerzen sein. Meist ist es zu schwere oder falsche Belastung, die den Kindern und Jugendlichen Schmerzen im Rücken bereitet. „Das Muskel- und Skelettsystem von Kindern und Jugendlichen befindet sich noch in der Entwicklung und ist deswegen besonders anfällig für Verletzungen und Verspannungen“, erklärt Kladny. Hinzu komme, dass die meisten Kinder mehr als die Hälfte ihres Tages im Sitzen verbringen: Nach der Schule verdrängen Smartphone und Spielekonsole aktive Hobbys wie Fußball, Schwimmen oder Reiten von der Liste der liebsten Freizeitbeschäftigungen. „Sitzen ist eine sehr einseitige Belastung für den Rücken und führt zum Erschlaffen der Rückenmuskulatur“, betonen die drei Kongresspräsidenten des DKOU 2017, Professor Dr. med. Andrea Meurer und Professor Dr. med. Ingo Marzi aus Frankfurt sowie Professor Dr. med. Alexander Beck aus Würzburg, die ihren Kongress unter das Motto „Bewegung ist Leben“ gestellt haben. Wer sich mindestens eine Stunde am Tag bewegt, stärkt damit die Muskeln im Rücken, die auch die Wirbelsäule unterstützen und beuge so Schmerzen vor. „Bei Kindern, die sich wenig bewegen, empfiehlt es sich, mit moderater Bewegung in Form von Wandern oder Radfahren anzufangen und die Intensität schrittweise zu erhöhen“, sagt Professor Meurer. Aber auch Schüler, die sportlich sehr aktiv sind, sollten ausreichende Trainingspausen einhalten, um Überbelastung und Verletzungen zu vermeiden.
Eine wichtige Rolle kommt beim Thema Rückengesundheit auch den Eltern zu: Wer sein Kind zu mehr Bewegung ermutigen will, sollte selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Dies bedeutet, den eigenen Gebrauch von TV, Tablet oder Smartphone einzuschränken und die Freizeit aktiv mit Spaziergängen, Schwimmbadbesuchen oder Fahrradtouren zu gestalten. Zum Lernen und Hausaufgaben machen ist es das Beste, wenn die Kinder an einem Schreibtisch auf einem geeigneten Stuhl oder Gymnastikball sitzen, der auf ihre Größe eingestellt ist – es darf kein Rundrücken entstehen. Außerdem empfehlen die Experten aus Orthopädie und Unfallchirurgie, dass die Schulkinder nicht mehr als zehn Prozent ihres eigenen Körpergewichts im Schulranzen auf dem Rücken tragen sollten. Die richtige Einstellung der Gurte sorgt dafür, dass sich das Gewicht der Tasche gleichmäßig auf den Rücken verteilt.
Rückenschmerzen sind ein zentrales Thema im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie. 80 bis 85 Prozent der Menschen in Deutschland leiden mindestens einmal in ihrem Leben daran. Daher ist neben der Bewegung auch der chronische Rückenschmerz dieses Jahr eines der Schwerpunktthemen auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU), der vom 24. bis 27. Oktober 2017 in Berlin stattfindet.
Quellen:
J MacDonald, E Stuart, R Rodenberg, Musculoskeletal low back pain in school-aged children. JAMA Pediatr. 2017;171(3):280–287
doi:10.1001/jamapediatrics.2016.3334
Weitere Informationen:
www.dgou.de
Terminhinweise:
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
24. bis 27. Oktober 2017, Messegelände Süd, Berlin
Vorab-Pressekonferenz
Termin: Dienstag, 17. Oktober 2017, 11 bis 12 Uhr
Ort: Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz, Berlin
Kongress-Pressekonferenzen
Termine: täglich 24. bis 27. Oktober 2017, 11 bis 12 Uhr, Pressezentrum, Raum 411, Messe Süd Berlin
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Anne Katrin Döbler, Lisa Ströhlein
Pressestelle DKOU 2017
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